Ein Tornado ist fast immer ein extremes Wetterereignis.
Das Beispiel des Altenberger-See-Tornados in der Nacht vom 14. auf den 15. Juni 1980 zeigt sehr deutlich, daß selbst ein verhältnismäßig schwacher Tornado verheerende Auswirkungen haben kann, wenn er nur den "richtigen" Ort trifft.
Bei dem Tornado vom Altenberger See handelte es sich um ein Ereignis der Stärke F1 auf der Fujita-Skala bzw. T3 auf der Torro-Skala. Das bedeutet, daß die Rotationsgeschwindigkeit des Wirbels zwischen 149 und 180 km/h gelegen hat. Ein solcher Tornado kann bereits gesunde und stabile Bäume umwerfen oder brechen. Ereignet sich das Ganze auf einem Campingplatz, wie hier geschehen, sind die Auswirkungen entsprechend dramatisch.
Am 17. Januar 2007 erreichte mich per E-Mail der Bericht einer damals fünfjährigen Augenzeugin.
Vanni schrieb:
"Ich habe das unglaubliche Unwetter am Altenberger 1980 mit erlebt. Du hast also eine damals 5 jährige Augenzeugin gefunden. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was sich da abspielte.
Es war ein sehr heißer Tag und ich verbrachte den Nachmittag mit meinem Spielkameraden Dennis auf dem See mit seinem Schlauchboot. Später aßen wir gemeinsam bei seinen Großeltern Abendbrot. Als wir so gemütlich beisammen saßen, fiel mir auf, daß die Vögel auf einmal nicht mehr zwitscherten - es ging kein Lüftchen.
Dieser Moment schien mir unendlich. Wir waren alle ganz still. Ich kann Dir leider keine Uhrzeiten sagen, ich weiß nur das es dämmerte. Plötzlich flogen zwei Luftkissen, die zum Trocknen auf den Vordach des Wohnwagens lagen, weg, so als hätte ein unsichtbarer "Gott" sie mit einem Strohhalm angesaugt. Der Himmel wurde gelb -grün und ein wahnsinns Unwetter ging los.
Ich rannte mit meiner Oma los zu unserem Zelt, es war nur einige Meter entfernt. Die Vorzeltstäbe des Wohnwagens , wo wir doch eben noch gemütlich saßen, flogen wie Geschosse an uns vorbei und trafen meine Oma, sie stürzte hin. Sie fiel in einen Graben, ich rief mit Leibeskräften nach meinem Opa, der war bereits bei unserem Zelt angekommen. Er half dann meiner Omi. Ich war damals erst 5 Jahre und weiß, daß wir uns in unserem Zelt versteckt haben, meine Oma, mein Opa und ich lagen unter den Campingliegen.
Stundenlang krachte und blitzte es. Wir hatten totale Panik, es schien kein Ende zu nehmen. Es war laut, so laut....
Meine Großeltern schrien sich an. Oma wollte nach Hause - nur weg, Opa erklärte, daß das nicht geht, Bäume stürzen um, die Gefahr ist zu groß. Meine Oma wurde immer panischer und ich immer ruhiger (eher Schock) irgendwann wagten wir es und rannten in Richtung Parkplatz, der auf der anderen Seite des Sees lag.
Mein Opa fand unterwegs eine Kröte und zeigte mir diese, warum er das tat, weiß ich bis heute nicht, vielleicht wollte er mich ablenken, doch der Schuß ging nach hinten los, ich bekam einen Schreianfall, in dem ich einigen Minuten gefangen war, das Bild dieser Kröte werde ich nie vergessen, sie war größer als die Handfläche meinens Opas, einfach ekelhaft. Ich konnte mich nicht beruhigen und es blitzte und krachte immer noch, wir waren gefangen. Es gab keine Möglichkeit den Campingplatz zu verlassen, die Straße, die zur Landstraße führte, war voll mit umgestürzten Bäumen. Wir mußten also durchhalten und das taten wir dann unter unseren Campingliegen.
Ich gehe übrigens auch davon aus, daß das mehrere Unwetter waren, die alles verwüsteten. Im Morgenlicht wurden dann die Ausmaße sichtbar. Äste, Bäume, Zeltplanen ... und dann der nächste Schock, wo war mein Faltboot.
Mein Opa hatte es mir erst geschenkt. Es war, als das Unwetter losging, an seinem Platz. (Ich weiß nicht wie man das nennt, zwei Bügel ca. 1m hoch, da wurde es immer draufgelegt, naja also wie ein Parkplatz für ein Faltboot eben.) Habe gerade mal im Internet geschaut wie die Abmaße sind; es war also ca. 5,50 lang und 30 kg schwer.
Es war weg, einfach weg... überall lag Müll, wie Plaste, Glas, Zeltstäbe und und und. Wo war es nun also - mein heißgeliebtes Faltboot??? Ratlosigkeit, dann rief jemand :"hier, seht mal hier" - wir trauten unseren Augen nicht, es steckte wie die Titanic schräg bis hochkant im Altenberger, der Bug hatte sich richtig in den Seeschlamm gebohrt.
Da hab ich erstmal geweint. Es wurde ja demnach über unser Zelt geschleudert und ist ca 20 m weiter im See stecken geblieben. Unsere Campingfreunde genau hinter unserem Zelt, waren, Gott sei Dank, nicht da, als das Unwetter tobte, ihr Zelt wurde völlig zerstört. Ein riesiger Ast hatte es erschlagen, die wären da nicht lebend raus gekommen. Doch was eigenartig war, unter dem ganzen Schutthaufen blitzte eine Glasvitrine hervor, sie hatte nicht einmal einen Kratzer.
Wenn ich heute so darüber nachdenke, ist das ja ganz schön gruslig.
Mein Opa kannte wohl eines der Opfer, die bei dem Unwetter ums Leben kamen. Sein Campingfreund wurde von einem Baum erschlagen. Ich finde das wir riesiges Glück hatten, so etwas will ich nie wieder erleben. Unsere Campingfreunde, die ich zu Anfang erwähnte, also auch mein Freund Dennis, haben auch alles gut überstanden.
In den nächsten Tagen gab es große Aufräumarbeiten, bei denen unzählige Campingfreunde halfen. ...
wir auch"